Willkommen in Konstanz!

Seit einigen Wochen ist bekannt, dass die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Landkreis plant, eine Notunterkunft auf den Tennisplätzen am Hörnle zu errichten. In den letzten Tagen erschienen Leserbriefe im Südkurier, Kommentare auf diversen Internetseiten und eine Unterschriftensammlung, welche sich gegen das geplante Vorhaben richten.

An kaum einem Standort in Konstanz sind die Integrationschancen besser: Man befindet sich in direkter Nachbarschaft zu einem beliebten Freizeittreffpunkt aller in Konstanz lebenden Menschen. Wo könnte man leichter in Kontakt mit der Mehrheitsbevölkerung kommen als am Hörnle? Die Infrastruktur im Musikerviertel ist fraglos hervorragend und das Stadtviertel verfügt über viele Bewohner, die bereits jetzt geflüchtete Menschen unterstützen und sie in der Stadt willkommen heißen.

Café Mondial ist ein Integrationsprojekt und möchte gerne in Konstanz lebende Menschen, unabhängig von ihren Biografien und Lebensumständen, zusammenbringen. Integration und gegenseitiges Kennenlernen können nur funktionieren, wenn zumindest Minimalbedingungen erfüllt sind. Dazu gehören die faire Prüfung des Asylverfahrens, die Möglichkeit zur sozialen Teilhabe und selbstverständlich auch das Recht auf Wohnen.

Wer von uns möchte in eine Wohnung ziehen, wenn zuvor mit einer Unterschriftensammlung gegen den eigenen Einzug protestiert wurde? Wie soll dann erst Integration gelingen, wenn Menschen, die bei uns Schutz suchen, auf solche Ablehnung stoßen, obwohl ein persönliches Kennenlernen noch gar nicht stattfand?

Ein Perspektivenwechsel bietet hier Einsichten: Einem geflüchteten Menschen stehen in Baden-Württemberg 4,5m² Wohnfläche zu. Eine Größe, die für fast alle Bürgerinnen und Bürger in Konstanz wohl unvorstellbar gering ist und in der wir auch in bester Lage nicht wohnen möchten. Daher ist es natürlich auch um so verständlicher, dass viele geflüchtete Menschen so viel Zeit wie möglich draußen oder an anderen Orten als in einem winzigen Zimmer verbringen. Und dies ist an dem vorgesehenen Standort mit der Nähe zu schönen Orten wie dem Hörnle, der Schmugglerbucht oder der Seestraße hervorragend möglich.

Wir dürfen die Schere zwischen lange hier lebenden und neu zugezogenen Menschen nicht weiter vergrößern. Kein Stadtviertel gehört einer Gruppe exklusiv und die Unterbringung von sozial schwächer gestellten Menschen ist eine Aufgabe, die die gesamte Stadt angeht. Unterschriftensammlungen, die das Ziel haben, bestimmte Menschengruppen aus einem bestimmten Stadtgebiet herauszuhalten, lehnen wir mit aller Entschiedenheit ab. Stattdessen möchten wir alle Konstanzerinnen und Konstanzer dazu aufrufen, Menschen offen und vorurteilsfrei zu begegnen.

Wer gerne geflüchtete Menschen einmal persönlich kennenlernen möchte, ist herzlich zu einem Spielenachmittag am 21. Februar von 14 bis 18 Uhr in der Mensa im Humboldtgymnasium eingeladen.

Diese Erklärung ist hier auch als PDF abrufbar.