Vor einem Monat beim Gambiatag im Café Mondial: zusammen mit den gambischen Gästen freuten wir uns riesig über den Wahlsieg der Opposition in Gambia am 1.12. Der langjährige Diktator Yaya Jammeh hatte dieses Ergebnis überraschenderweise akzeptiert und alle hofften begeistert auf eine demokratische Wende in Gambia.
Doch schon eine Woche später bahnte sich eine dramatische Wende an, und jetzt bangen wir besorgt mit den Menschen in und aus Gambia um den Frieden dort:
Jammeh widerrief seine Zusagen, sein Amt an den Wahlsieger Adama Barrow abzugeben und focht die Wahlen an. Er besteht jetzt weiter auf seiner seit 22 Jahren gehaltenen diktatorischen Macht in Gambia.
Die Situation dort spitzt sich täglich zu: Das Büro der Wahlkommission wurde besetzt, der Wahlleiter und Mitarbeiter flohen ins Ausland, der Internetzugang wurde gesperrt, vier Radiostationen geschlossen, in der Hauptstadt Banjul werden Barrikaden errichtet, Unterstützer von Barrow verhaftet.
Die gambische Militärführung hat sich hinter Jammeh gestellt – dies nachdem die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS Jammeh zur vorgesehenen offiziellen Amtsübergabe an den Wahlsieger Barrow am 19. Januar aufgefordert und andernfalls mit militärischem Eingreifen gedroht hatte. Es wird berichtet, dass Jammeh sogar Söldner aus den Nachbarländern rekrutiert.
Die Gefahr militärischer Auseinandersetzungen ist groß, in Gambia steht der Frieden auf der Kippe. Überall im Land herrscht große Unsicherheit und Angst.
Auch die aus Gambia geflüchteten Menschen hier sind in größter Besorgnis um die Situation in ihrer weit entfernten Heimat und um ihre Angehörigen. Ihre eigene Situation ist ebenso prekär – geprägt von großer Unsicherheit über ihre eigenen Perspektiven und Angst vor Abschiebung. Auch leiden sie unter den zunehmenden pauschalisierenden Vorurteilen gegenüber afrikanischen Geflüchteten.
Deswegen: Die Geflüchteten brauchen weiter unsere Solidarität und Unterstützung, und die Entwicklungen in Gambia unsere volle Aufmerksamkeit.
„Recht auf Asyl“ und „Keine Abschiebungen nach Gambia“ waren zentrale Forderungen bei den Veranstaltungen während der Gambia Aktionswoche im Dezember. Sie bleiben dringlicher denn je.
Der 19. Januar 2017 ist der Schlüsseltag für Gambias Zukunft.
Ursula Jenkner
Weiterführende Links zum Thema:
https://www.tagesschau.de/ausland/gambia-diktator-wahl-101.html
http://www.dw.com/de/druck-auf-gambias-pr%C3%A4sidenten-w%C3%A4chst/a-37071110