Das Café hat jetzt ein Gesicht

Der 27-jährige Syrer Lian Farah

Er ist geboren in Homs und aufgewachsen in Damaskus, ist eine beeindruckende Erscheinung. Der schwarze Bart, die dunklen Augen – imposant. Aber seine ansteckende positive Art, diese Direktheit, auf Menschen zuzugehen, aufmerksam zuzuhören, überlegt und sensibel zu reagieren – das ist es, was ihn so sympathisch macht. Nicht anders erging es Lorenz, Jörg und mir, als wir uns nach mehr als einem Dutzend Gesprächen mit Bewerber*innen für unsere neue 450-Euro-Stelle im Café spontan für Lian entschieden „Das Café braucht auch ein Gesicht, das zu uns passt.“ Es wären auch etliche andere Männer oder Frauen, Geflüchtete wie Einheimische, bestens geeignet gewesen. Wir bedanken uns bei allen für ihr Engagement bei den Gesprächen.

Nun ist es Lian geworden, vielen schon länger bekannt durch seine Besuche im Café. Er hat in Damaskus Abitur gemacht, das Bachelor-Studium Business Management abgeschlossen und noch drei Jahre Jura drangehängt, zeitweise am Flughafen bei einem Check-In gejobbt. Als es, wie er es beim Gespräch in der Küche der Vierer-WG im Stadtteil Paradies formuliert, in Syrien „immer schwieriger“ wurde zu leben, entschloss sich Lian Anfang September 2015, seine Heimat zu verlassen. Über die Türkei und Griechenland kam er vier Wochen später in Deutschland an.

Die ersten Tage verbrachte Lian in Landshut, bevor er in Ellwangen seinen Asylantrag stellte, von wo er nach Konstanz geschickt wurde. Im März 2016 bekam er die Asyl-Bewilligung, konnte aus der Geflüchteten-Unterkunft in der Zeppelin-Halle endlich ausziehen und sich ein Zimmer suchen. „Anfangs war ich sehr überrascht über die Sprache, für mich klang es wie ein ständiger Kampf.“ Das hat sich längst gelegt, gegenwärtig macht er bereits den Sprachkurs B2 mit dem Ziel C1, dieses Level ist Voraussetzung, um an der Universität zu studieren – das ist sein Ziel. Vielleicht Jura zu Ende bringen. „Ja, das ist eine Möglichkeit. In Syrien hatte ich nach einiger Zeit persönliche Probleme mit diesem Studium, denn du lernst zwar in der Theorie alles über Recht und Gesetz, aber auf der Straße ist die Praxis ganz anders. Hier in Deutschland ist es nicht so.“

„Ich finde die Idee des Café Mondial genial.“

Lian Farah ist seit der Gründung der Refugee Law Clinic (RLC), die ihre juristischen Beratungen für Geflüchtete bei uns im Café anbietet, dabei, inzwischen so eine Art „Hauptübersetzer“ für Arabisch und auch Englisch. „Ich finde die Idee des Café Mondial genial, wenn hier alle zusammen kommen, Geflüchtete wie Deutsche. Da wächst das Verständnis füreinander.“ Er selber hat, so betont er, noch keine persönlichen schlechten Erfahrungen in Deutschland gemacht. Aber natürlich beobachtet auch er das üble Treiben der AfD und anderer Gruppierungen am rechten Rand. „Es wird besser werden, davon bin ich überzeugt. Wir Flüchtlinge haben einfach andere Erfahrungen in unserem bisherigen Leben gemacht als die Menschen hier. Es ist auch nicht einfach, alles zurückzulassen. Es braucht auch für uns Zeit, bis wir uns eingelebt haben. Und die meisten Deutschen haben vorher noch nie Flüchtlinge getroffen. Umso wichtiger für alle ist ein Platz wie unser Café Mondial, wo wir uns treffen und miteinander reden können. Schließlich sind wir alle Menschen – das ist manchmal auch ein bisschen schwierig.“

Seine Aufgaben sieht er, wie wir es uns auch vorgestellt hatten, in der Hilfe und ersten Beratungen für Geflüchtete, will aufzeigen, welche Perspektiven es gibt. Und er wird die Raum-Organisation übernehmen sowie unseren Post-Maileingang. Das macht er, davon bin ich fest überzeugt, mit einem Lächeln. Lian Farah, Café Mondial. Eine gute Kombination.

Text und Bild: Lutz